Schaufensterpuppen mit Kurven?

Schaufensterpuppen

Eigentlich fliegen uns permanent Nachrichten um die Ohren, in denen es sich um Idealvorstellungen weiblicher Körperformen dreht. Ohne Pause wird eifrig diskutiert: Über den Einsatz von dürren Mädchen für die Kampagnen großer Modehäuser, über Models auf Laufstegen, die wie Striche über lange Bretter stolzieren und abends flimmern dann Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ über den Bildschirm, in denen die Mentorin ihren „Mädchen“ sagt, dass der schlanke Körper das Wichtigste ist.

So oft wird gesagt, geschrieben, gemeldet, dass es eigentlich irgendwie in die falsche Richtung läuft mit dem Schönheitsideal, dass die Anzahl von magersüchtigen Mädchen steigt und so weiter. Aber keiner ändert etwas, oder doch? Ich hab heute eine kleine Meldung gelesen, von der ich euch berichten will!

Getrickst – na und?

Ja, wir wissen, dass es sowas wie Photoshop gibt, Programme, mit denen Bilder bearbeitet werden. Ja, es gibt einen Weichzeichner, der jede Hautunreinheit kaschiert und der Kopierstempel setzt die Oberschenkelkante einige Zentimeter weiter nach innen, schwupps sind die Beinchen dünner, trainierter, agiler… Und ja, natürlich gibt es auch Frauen, die ohne Photoshop einen wunderbaren Körper haben, der das mitbringt, was derzeit als schön und makellos gilt. Und es sei ihnen von Herzen gegönnt.

All das können wir ahnen, sogar wissen, aber trotzdem: Wir vergessen eben immer wieder, dass es Wichtigeres gibt. Der Wunsch nach Idealmaßen ist groß, warum auch immer. Es ist heutzutage irgendwie schwierig geworden, Körpermaßen keinen zu hohen Stellenwert zuzuschreiben…

Die „Perfekte“ hängt überall rum

An perfekten Frauen kommen wir nicht vorbei, die Nächste hängt schon im Großformat an der Bushaltestelle, wo wir uns morgens unsere nicht ganz so endlos langen Beine in den Bauch stehen, bevor wir zur Arbeit gehen. Die Bilder dieser Körper werden für viele Mädchen und Frauen zum Vorbild, oft ganz unbewusst. Wir haben die dünnen Grazien ständig vor Augen und das Bild brennt sich in unseren Kopf ein, unweigerlich. Dieses Bild von den angeblich idealen Maßen.

Sind wir ehrlich: Diese Maße hat eigentlich kaum jemand – eigentlich sind sie ja auch völlig egal ist und wir können nicht mal mit Sicherheit sagen, ob unser Mann, Freund, oder heimlicher Schwarm auf dünne Mädchen steht. Vielleicht mag er es überhaupt nicht, wenn die Beckenknochen hervortreten. Wir gehen aber trotzdem einfach mal davon aus, dass ihm schlanke Damen gefallen. Warum würde sonst mit diesen Bildern geworben werden, warum würden sonst fast alle Promis, VIPs, Ikonen die als schön gelten, so aussehen? Und warum wären uns sonst so viele Klamotten zu eng, die im Kaufhaus hängen? Wäre ich so schlank, wie die Schaufensterpuppe, die da herumsteht, dann würde es mir auch passen… Was wir tagtäglich sehen, machen wir automatisch zu unserem Vorbild.

Puppen mit Kurven bei Debenhams

Die britische Kaufhauskette Debenhams hat reagiert: Viele dünne Kleiderpuppen haben die Mitarbeiter in den Keller gestellt und sie durch Puppen in Größe 42/44 ersetzt. Die Politikerin Jo Swinson, Abgeordnete der Liberal Democrats und Gleichstellungsministerin, hat kürzlich dazu aufgerufen, in den Modehäusern eine größere Vielfalt an Schaufensterpuppen anzuschaffen. Ein paar Kurven und Rundungen sollten her, anstatt nur diese „eine Art von Schönheit“ zu präsentieren.

Zum Vergleich: Bei H&M oder C&A tummeln sich Puppen, die schätzungsweise eine Kleidergröße von 36/38 haben, bei Karstadt sind sehr schlanke 34er-Puppen vertreten…

Eine gute Idee, die dem Kaufhaus vielleicht sogar einen größeren Umsatz schafft, weil Kunden mit größeren Größen jetzt eher zuschlagen? Die durchschnittliche Kundin dieses Kaufhaues in England trägt übrigens Größe 44, ist 1,60m groß und wiegt um die 70 Kilo.

Unabhängig davon, wie erfolgreich das Konzept sein wird, ob es sich ausbreitet und vielleicht noch großflächiger durchsetzen wird – ich bin der Meinung, dass es insofern eine tolle Message ist, als dass sie uns sagt:
Es gibt unterschiedliche Körperformen, warum soll nur eine als schön bezeichnet werden? Diese Meldung über Debenhams zeigt, dass es eben doch jemanden gibt, der zumindest den Versuch startet, das eingebrannte Bild in unseren Köpfen zu ändern…

Mit diesem Kommentar will ich euch gerne auffordern, mir eure Meinung zu diesem Thema mitzuteilen!

Wie findet ihr das Konzept des Kaufhauses? Stört ihr euch am momentanen Schönheitsbild in Größe 34 oder schaut ihr dem Ganzen eher gelassen entgegen? Sind die Schaufensterpuppen vielleicht ein erster, guter Schritt oder können sie an der Sache sowieso nichts ändern?

6 Kommentare

  1. Sondaletta

    Guter Artikel!! 🙂

    Guck mal hier http://www.brigitte.de/mode/big/schaufenpuppen-groesse-44-1182150/ Da gibts auch ein Foto von den Puppen in Größe 44.
    Ich glaube, in Deutschland ist die Durchschnittsgröße ebenfalls bei 44. Ich finde es immer schlimm, wenn ich die jungen Mädchen auf ihren dünnen Beinchen durch die Gegend starksen sehe. Kaum jemand hat noch sportliche Beine, Hauptsache sie sind dünn.

    Als ich noch so jung war, war der Abnehmwahn noch nicht so weit verbreitet (bin jetzt 45). Oder kommt mir das nur so vor und wir waren nicht anders?

  2. J. Florence

    Hallo Alessa, was für ein schöner Blog! Hab ich jetzt auch nur entdeckt, weil du bei mir kommentiert hast.. Der Artikel ist auch sehr interessant und ich finde das klasse, dass sie andere Schaufensterpuppen einsetzen, die Dinger waren nämlich schon immer furchtbar dünn und da fängt der Magerwahn ja auch schon an.. Wir sind alle schon so konditioniert, dass wir nur stangenhafte Figuren schön finden. Grüße an euch, J. Florence

    1. Alessa

      Hallo liebe J. Florence,
      wie schön, dass Du hier gelandet bist 🙂
      Ja, ‘konditioniert’ ist wirklich ein richtig gutes Wort dafür, das trifft es!
      Ganz liebe Grüße zurück ♡
      Alessa

  3. Laury

    Hi Alessa,
    Das find ich richtig cool,dass Du auch mal über andere Dinge schreibst und Dir Gedanken machst, nicht nur so was wie: welchen Nagellack nehm ich heute, oder welches Make-up ist gerade angesagt. Sondern auch über so ernste Dinge wie dünne Models und Schaufensterpuppen und was aufgrund solcher Vorbilder für manche Mädchen und Frauen für schlimme Schicksale entstehen können. Es muss ja nicht mal Magersucht sein, es reicht ja auch schon, wenn man ständig mit seiner Kleidergröße unzufrieden ist und sich immer unattraktiv findet. Das kann einen auch ganz schön unglücklich machen. Ich finde zu Unrecht, denn es kommt auf so viele andere Faktoren an, ob jemand eine tolle Ausstrahlung hat oder nicht. Da ist Dünnsein wirklich nicht entscheidend. Danke für diesen Artikel – da wünsch ich mir noch mehr davon!
    Liebe Grüße
    Laury

  4. Anni

    Krass! Bei Karstadt steht Größe 34 im Fenster?
    Ich muss Laury zustimmen: Auch wenn die Figur gut ist, sind viele Frauen damit unzufrieden und eifern einem Ideal nach, dass es überhaupt nicht gibt.
    Wie die Barbie, die Figur gäbe es gar nicht, wenn sie auf Körpergröße übertragen würde.

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